Über liebevolle Erziehung

Eltern stellen sich irgendwann die Frage, wie sie am besten ihr Kind erziehen. Damit man zum einen eine möglichst gute Bindung zu dem Kind aufbaut und es zum anderen selbständig, pflichtbewusst, glücklich

- und am besten später auch noch erfolgreich - wird.

 

Das wünschen sich alle Eltern. Und wie schafft man das?

 

Die Antwort lautet: Indem man gute Beziehungen führt.

 

„Entscheidend für die Gesundheit der Familie und das Wohlergehen der einzelnen Mitglieder ist die Qualität der Beziehungen.“ (Jesper Juul: 5 Grundsteine für die Familie)

 

Be-Ziehung und Er-Ziehung, das gehört für mich untrennbar zusammen. Die Stärke der Verbindung zu anderen Menschen wird immer geprägt durch unsere Beziehung zu ihnen, das gilt sowohl für Erwachsene als auch für Kinder, denn wir stehen mit allen Menschen in unserem Leben in einer Beziehung. 

 

Mit jedem dieser Menschen ist die Art, Qualität und Stärke der Verbindung unterschiedlich, da die Art und Weise der Beziehung immer durch die beiden Beteiligten geprägt wird. Folglich ist der Umgang jedes Einzelnen mit Beziehungen für ebendiese ausschlaggebend.

 

Und für eine gute Erziehung unserer Kinder braucht es hauptsächlich eine gute Beziehung zu ihnen und im Idealfall auch das Führen einer ausgeglichenen Partnerschaft. 

 

 Wie schafft man es, in guter Beziehung zueinander zu stehen?

 

Zunächst sollte man auf sich selbst achten. Auf die eigenen Bedürfnisse, Gefühle, Wertevorstellungen und auf die eigene Integrität. Wenn man weiß, was einem selbst wichtig ist, worauf man Wert legt und seine eigenen Wünsche und Anliegen kennt - erst dann kann man sie anderen mitteilen und erst nach dem Mitteilen können sie von anderen Menschen überhaupt wahrgenommen werden. 

 

Nur, wenn man sich selbst kennt, kann man klare Botschaften senden, kann man also sagen was man möchte und was man nicht möchte. Und nur, wenn man dies artikulieren kann hat das Gegenüber die Chance, darauf einzugehen. Denn das, was sich nur im eigenen Kopf abspielt, sehen und verstehen andere Menschen nicht, wir müssen es ihnen sagen.

 

Mitteilen ist die Grundlage dafür, Verstanden zu werden und Verständnis ist die Voraussetzung für Reaktion. Wenn dann noch die Reaktion angemessen ist, kann eine gute Beziehung geführt werden. Das bedeutet nicht, dass man allein durch das Aussprechen von Bedürfnissen diese auch erfüllt bekommt. Es bedeutet aber, dass das Gegenüber überhaupt erst eine Chance hat, diese Bedürfnisse zu erfüllen (sofern es sie erfüllen möchte), wenn es sie kennt. 

 

 

Neben unserem Grundbedürfnis nach Autonomie und Selbständigkeit haben wir auch das Grundbedürfnis nach Kooperation und Zugehörigkeit zu anderen Menschen. Dieses Miteinander kann dann erfolgreich gestaltet werden, wenn alle Beteiligten in der Lage sind, möglichst klar zu formulieren, was sie brauchen. In der Folge können die anderen entsprechend darauf reagieren. Dadurch entsteht Offenheit und Klarheit für alle Beteiligten. 

 

Wenn man weiß, warum man etwas möchte, kann man es anderen erklären und dadurch werden sie es besser nachvollziehen können - die Chance steigt, dass sie darauf angemessen eingehen werden. Ebenso fällt es dann viel leichter zu sagen, was man nicht möchte. Man kann einfacher nein sagen, wenn man die eigenen Grenzen kennt und respektiert, was zur Folge hat, dass diese Grenzen sodann auch von den anderen eher respektiert werden können.

 

 

Besteht diese Grundklarheit über uns selbst ist es auch leicht, sie gegenüber den eigenen Kindern zu äußern. Die Kinder lernen dadurch, es uns gleich zu tun, nehmen sich selbst besser wahr. Kinder lernen durch Vorbilder, die ersten Vorbilder unserer Kinder sind wir als Eltern. Sind wir also in der Lage, so zu leben und zu agieren, wie wir es uns von den Kindern erhoffen, werden sie dies auch tun, weil wir es ihnen vorleben. 

 

Idealerweise leben wir ihnen auch vor, wie Beziehung funktioniert. Indem wir als Eltern, Patchwork-Eltern, Freunde usw. in guter Beziehungen zueinander stehen und damit unseren Kindern einen Weg zeigen, ebenfalls gute Beziehungen zu führen. 

 

Wenn wir ihnen es vorleben, werden unsere Kinder ebenfalls in der Lage sein, autonom zu werden, d.h. sich selbst kennen zu lernen, ihre Bedürfnisse zu entdecken, diese auszusprechen und dafür einzustehen. Dann haben sie die Chance, sich zu entfalten, zu wachsen, sich selbst zu spüren und sich selbst zu lieben. Das ist die Basis für ein gutes Miteinander mit den Menschen in ihrem Umfeld – auch mit uns als ihren Eltern. Damit schließt sich der Kreislauf und wir bekommen die Bereitschaft unserer Kinder zurück, ebenfalls in guter Beziehung mit uns stehen zu wollen. Das ist der Grundstein für eine wertvolle und nährende (Ver-)Bindung und eine authentische und liebevolle Erziehung.